Der
augenblicklichen Schönwetterkatastrophe sei Dank, dass mir auch
heute nach Feierabend noch eine Beobachtung gelang, was morgen aller
Voraussicht nach leider nicht der Fall sein wird, da ich dann erst
nach Sonnenuntergang wieder zu Hause bin und zwischendurch keine
Gelegenheit für eine Beobachtung haben werde.
Konnte
man gestern aufgrund des deutlich schlechteren Seeings als am Vortag
vermuten, dass ein Witterungsumschwung im Gange sei, so wurde man
heute eines Besseren belehrt. Das Seeing war das Beste, was ich seit
langem erleben durfte und noch eine Nuance optimaler als am Samstag.
Am
Rand war nur gelegentlich eine kleine Bewegung zusehen, ansonsten
stachen die Einzelheiten in den Fleckengruppen geradezu hervor. Umbra
und Penumbra waren in den wenigen großen Gruppen klar zu trennen und
selbst zwei winzige A-Gruppen fand ich fast auf Anhieb, was mir
zuletzt oft nicht mehr gelang.
Nach
wie vor ist die Südhalbkugel die dominantere Hälfte der Sonne. Im
Westen stand die AR 11999, die ich auch heute bei bestem Seeing nicht
finden konnte, gefolgt von der nun langsam zerfallenden AR 12000, die
ich als kleine A1 zählte. Die AR 11998 war da schon wesentlich
auffälliger und gehörte zur Klasse C. Dazwischen befand sich hart
an der Auflösungsgrenze eine B, die weder von der Kanzelhöhe noch
von der NOAA registriert wurde. Mehrmaliges hin-, weg- und wieder
hingucken brachte keine Veränderung: ich fand die Gruppe jedes Mal
wieder. Die AR 12002 war da schon auffälliger; ich rechnete sie zur
Klasse D, da sie zwar einerseits etwas komplexere Strukturen aufwies,
nach meinem Gefühl aber zu kurz war, um zur Klasse E gerechnet zu
werden. Dicht am Ostrand fand ich in einem Fackelfeld dann noch einen
A1-Fleck ohne Nummer. Auf der Nordhalbkugel stand westlich von
Sonnenmeridian noch eine B ohne Nummer und natürlich die AR 11996,
die ich noch als D einstufte, obwohl man sie sicher auch für eine E
halten konnte.
Der
Anblick der Sonne im H-alpha war bei dem Sahne-Seeing natürlich ein
Hochgenuss, wie ma ihn selten empfindet. Allerdings waren im
Hintergrund schon erste Cirren zu erkennen, da dieser nicht dunkel,
sondern deutlich aufgehellt war. Den 14 zumeist winzigen
Protuberanzen machte das aber nichts aus, ebenso wenig den 10 (!!!)
Flaregebieten – drei wiesen sehr helle Punkte auf, aus denen Flare
emporsteigen könnten – und 16 Filamenten, von denen einige schön
geschwungen die Sonnenoberfläche zierten. Eine war perspektivisch
von der Seite zu sehen, zwei andere gingen am Sonnenrand direkt in
Protuberanzen über. Unter diesen optimalen Bedingungen macht das
Beobachten Spaß. Leider hat man das hier im Norden viel zu selten
und schade, dass ich wegen Arbeit die Zeit nicht für
Nachtbeobachtungen nutzen konnte.
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